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22. November 2022

Vom Wohnheim in die erste eigene Wohnung / Teil 4

Vom Wohnheim in die erste eigene Wohnung / Teil 4

Schon bald ist es ein Jahr her, seit Jasmin in ihre erste eigene Wohnung gezogen ist. Luniq freut sich mit Jasmin über diesen grossen Meilenstein und hat ihr abschliessend zu dieser Blog-Reihe ein paar Fragen gestellt:

Wie hast du dich in deiner Wohnung eingelebt?
Gut, ich fühle mich sehr wohl hier. Die Wohnung und das Quartier sind sehr ruhig, es hat wenig Verkehr und man kann die Tiere und Geräusche aus dem Wald hören. Manchmal höre ich auch die Nachbar*innen, weil es etwas hellhörig ist, aber das stört mich nicht gross.

Was hat dich motiviert in einer eigenen Wohnung leben zu wollen?
Etwas Eigenes zu haben, Raum für mich. Ich habe mir zum Beispiel eine Küche gewünscht, in der niemand anderes «rumwuselt» oder mir reinfunkt beim Kochen. Ich habe jetzt auch ein eigenes Bad, das ich mit niemandem teilen muss. Und wenn ich schlafen möchte, ist es sehr ruhig. Das war auf der Wohngruppe vorher nicht immer so und das geniesse ich sehr.

Was hat sich für dich am meisten verändert, seit du nicht mehr in einer Institution wohnst?
Ich treffe meine Entscheidungen nun selbst. Ich entscheide, wie ich meine Freizeit verbringe, wann ich die Wäsche erledige oder wen ich zu mir nach Hause einlade. Zum Beispiel kann ich meine Familie am Wochenende spontan auf Kaffee und Kuchen einladen. Oder ich kann auch mal das Geschirr nach dem Kochen in der Spüle stehen lassen.
Am Abend geniesse ich es allein zu sein, meine Ruhe zu haben und zu entspannen. Das war auf der Wohngruppe anders. Dort war am Abend immer viel los und es waren mehr Leute um mich herum. Das tut mir nicht immer gut und kann mich schnell stressen. Jetzt kommt manchmal mein Freund zu mir am Abend und das finde ich schön.

Wie hast du den Übergang erlebt vom Wohnheim in deine Wohnung?
Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf, vor allem während dem Umzug. Wo habe ich dies und das und was brauche ich noch alles für die neue Wohnung. Es gab viel zu organisieren und planen. Aber auch wenn es stressig war, habe ich mich die ganze Zeit sehr darauf gefreut.

Gibt es etwas, das du am Leben im Wohnheim vermisst?
Nein, mir fällt nichts ein.

Wer unterstützt dich wie in deinem Wohnalltag?
Luniq kommt jede Woche vorbei, darüber bin ich sehr froh und es gibt mir Sicherheit. Ihr begleitet mich bei allen Themen, die im Alltag so anstehen. Wenn ich zum Beispiel Unterstützung brauche bei der Suche nach einem neuen Freizeitangebot, wie ein Schwimm- oder Filzkurs. Oder wenn ich meine Abstimmungs- und Wahlunterlagen erhalte. Da bin ich froh, wenn ihr mir die Themen erklärt, damit ich mir eine eigene Meinung bilden kann. Oder ihr unterstützt mich, wenn mein Freund und ich ein Problem haben, das wir selber nicht lösen können.
Meine Eltern unterstützen mich auch ab und zu, wenn ich zum Beispiel ein neues Möbel brauche, etwas geflickt werden muss oder ich sonst ihren Rat brauche.
Mein Beistand unterstützt mich weiterhin bei den Finanzen und dem Kontakt mit Behörden.
Auch mein Freund unterstützt mich, so gut er kann. Ich bin auch sehr froh, dass ich so gute Nachbar*innen habe. Ich darf mich immer bei ihnen melden, wenn ich bei etwas Hilfe brauche. Im Gegenzug hüte ich ab und zu ihre Haustiere.

Was denkst du, wie hast du dich persönlich entwickelt im letzten Jahr?
Ich bin selbständiger geworden und treffe eigene Entscheidungen. Wenn ich ein Problem habe, frage ich nicht immer gleich jemanden, sondern schaue zuerst, ob ich es selber lösen kann. Ich bin auch organisierter geworden, da ich meinen Alltag anders planen muss. Wann ich meine Termine habe, meinen Hobbys nachgehe und wann ich zum Beispiel meinen Freund sehe. Ich bin auch offener geworden und habe viel Neues ausprobiert. Zum Beispiel gehe ich ins Yoga, was mir sehr gut gefällt und zu einem neuen Hobby wurde.

Erlebst du in deinem Wohnalltag Barrieren oder Hindernisse?
Nein, nicht wirklich. Und wenn dann habe ich ja luniq und alle meine Unterstützer*innen, die mir helfen.

Herzlichen Dank Jasmin für deine Offenheit, die Leser*innen an deinem Weg in ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben teilhaben zu lassen. Wir freuen uns dich auf deinem weiteren Weg begleiten zu können und danken dir für dein Vertrauen in den Verein luniq.

Herbstliche Grüsse,
Fleur Matson
luniq-Fachperson

Weiterführende Informationen

Falls Sie näher an unserer Organisation interessiert sind oder zur Umsetzung beitragen möchten, freuen wir uns, Sie kennen zu lernen.

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